Vergangene Woche bot die Gemeinde eine Infoveranstaltung zur Ausgestaltung des Windparks Bingen an. Nachdem die Genehmigung des Windparks nunmehr vorliegt geht es an die Umsetzung. Der Investor Alterric hatte die Genehmigung für 8 Anlagen beantragt. Man wollte auf jeden Fall die mit der Gemeinde vereinbarten 6 Anlagen durchbringen. Deshalb wurde weitere 2 Alternativstandorte beantragt, falls einer der Standorte durch das Landratsamt nicht anerkannt wird. Die Genehmigung für alle 8 Anlagen kam für die Beteiligten vor Ort überraschend.
Da der Pacht- und Kooperationsvertrag des Investors mit der Gemeinde vorsieht, dass mit Zustimmung der Gemeinde auch mehr als 6 Windräder gebaut werden können, bat der Investor um die Erlaubnis zum Bau von weiteren 2 Anlagen. Bürgermeister und Gemeinderat waren einvernehmlich der Ansicht, diese Frage mit den Bürgern diskutieren zu wollen und luden zu einer Infoveranstaltung ein. Wie bei den früheren Versammlungen wurden auch die Einwohner von Inneringen und Langenenslingen als Nachbarn eingeladen. So kamen neben rund 80 Einwohnern der Gemeinde Bingen auch rund 20 Gäste der umliegenden Gemeinden.
Bürgermeister Jochen Fetzer begrüßte die Anwesenden und rekapitulierte die Vorgeschichte. Im Jahr 2017 fand die letzte Bürgerversammlung statt. Damals einigte man sich auf einen Korridor für Windkraftanlagen in der Entfernung von 1700 m zu allen umliegenden Dörfern. Es war auch klar, dass der Investor einen Genehmigungsantrag über 8 Anlagen stellen wird. Seither lief die Genehmigungsphase. Die Baugenehmigung für 8 Anlagen wurde im Juni 2023 erteilt. Das Landratsamt Sigmaringen hatte dabei alle rechtlich relevanten Punkte geprüft und für in Ordnung befunden.
Beitrag der Windkraft zur Energiewende
Der Berater der Gemeinde, Rolf Pfeifer von endura kommunal (Freiburg), hielt zunächst einen Impulsvortrag zur Energiewende und der Bedeutung von Windkraft. In den letzten Jahren hat sich viel geändert. Die Bundesregierung hat einen Transformationsprozess begonnen, der riesige Dimensionen aufweist. So wird die Stromversorgung der Zukunft durch unzählige kleine Produktionsanlagen, wie Windräder, PV-, Wasserkraft-, Biogas-Anlagen etc., gepaart mit großen Stromverteilungstrassen, geprägt sein. Sie lösen die bisherige Struktur mit Großkraftanlagen (Atomkraftwerke, Kohlekraftwerke etc.) ab. Deshalb sind nun auch die Regionalverbände aufgefordert, Flächen für Windparks zu suchen, damit 1,8% der Landesfläche mit Windrädern belegt werden können.
Frank Holfert, Projektleiter von Alterric und damit verantwortlich für den Windpark Bingen, zeigte den Anwesenden nochmals die vorgesehene Ausgestaltung des Windparks Bingen. Sämtliche Gutachten wurden auf einen Windpark mit 8 Anlagen ausgelegt. Die Schall- und Schattengutachten zeigen, dass die Werte alle deutlich unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen. Natürlich wird das Landschaftsbild durch weitere zwei Anlagen beeinträchtigt. Anhand von Visualisierung zeigte Herr Holfert den Unterschied eines Windparks mit 6 und mit 8 Anlagen.
Aus dem Publikum kamen einige Nachfragen an die Fachleute. Insbesondere wurde auch nach den Auswirkungen der Planungen des Regionalverbandes gefragt. Raimund Friderichs, Forstbetriebsleiter von Hohenzollern Forst, machte die beruhigende Aussage, dass sein Haus, bei einer Umsetzung des Windparks Bingen am geplanten Standort, kein Interesse an einem weiteren Windpark im sog. Tannenwald zwischen Sigmaringen und Bingen hat.
Vorteile größerer Windparks
Rolf Pfeifer warb nochmals darum, die möglichen Vorteile eines größeren Windparks zu bedenken. Neben dem gestiegenen Anteil an erneuerbaren Energien wächst die Rentabilität des Windparks durch mehr Anlagen deutlich. Dies würde dann auch durch höhere Pachtzahlungen an die Gemeinde zum Ausdruck kommen.
Zum Abschluss der Versammlung bat Bürgermeister Fetzer um Teilnahme an einer Umfrage. Mit Stimmzetteln konnten die Besucher ihre Meinung zur Größe des Windparks kundtun. Der Bürgermeister legte aber Wert auf die Feststellung, dass es sich hierbei nicht um einen Bürgerentscheid handelt, sondern dem Gemeinderat als Beschlussorgan ein Stimmungsbild aus der Versammlung gibt. Neben diesem werden die Gemeinderäte auch weitere, eigene Aspekte in eine Entscheidung einbringen.
Von den einheimischen Besuchern stimmten 78% für den Bau des Windparks mit 8 Windrädern. 20% wollten einen kleinen Windpark und 2% hatten hierzu keine Meinung. Die auswärtigen Gäste stimmten mit 64% für den großen Windpark und 27% für den kleinen.