Infoveranstaltung Windpark gut besucht

Infoveranstaltung Windpark gut besucht

Rund 120 interessierte Personen aus der Gemeinde Bingen, aber auch aus umliegenden Gemeinden haben die Informationsveranstaltung zum Windpark Bingen besucht. Ziel der Veranstaltung war es, die Anwesenden „auf den Stand der Dinge zu bringen“, wie es Bürgermeister Jochen Fetzer formulierte.

Zunächst zeigte Heiko Rüppel von der Firma Enercon anhand einer Präsentation welche Gutachten im vergangenen Jahr angefertigt wurden. Hierbei ging er unter anderem auf die Untersuchungen zu möglichen Schall- und Schattenemissionen sowie zu natur- und artenschutzfachlichen Auswirkungen ein. Aus heutiger Sicht stehen damit keine gravierenden Fakten einer Realisierung des Windparks entgegen. Um den Belangen des Naturparks Obere Donau Rechnung zu tragen ist noch ein sogenanntes Zonierungsverfahren erforderlich. Zur Wirtschaftlichkeit eines Windparks nördlich von Bingen und Hitzkofen äußerte sich Dr. Rüppel ebenfalls. Sie wird von vielen Faktoren beeinflusst, z.B. dem Preis der Anlage, den Infrastruktur- und Netzausbaukosten, den Ausgleichsmaßnahmen und den laufenden Kosten. Das wichtigste Kriterium ist jedoch eine ausreichende Windgeschwindigkeit. Diese wurde über die Dauer von einem Jahr gemessen und mit einem mittleren Wert von 5,7 bis 5,9 Meter pro Sekunde festgestellt. Gerade die von der Firma Enercon entwickelte Anlage E141 ist für Schwachwindstandorte konzipiert und für diese Windgeschwindigkeiten ausgelegt. Enercon sieht derzeit keine Probleme für einen wirtschaftlichen Betrieb.

Wichtig war die Feststellung, dass in den gezeigten Folien zwar 8 Windkraftstandorte eingezeichnet sind, aber tatsächlich nur 6 realisiert werden. Sicherheitshalber plant Enercon 2 zusätzliche Alternativstandorte, um reagieren zu können, falls einer der Vorzugsstandorte wegfallen sollte. Denn es kann durchaus sein, dass das Landratsamt Sigmaringen im Genehmigungsprozess noch Hinderungsgründe für den einen oder anderen Standort ausmacht, die man momentan noch nicht sieht. Die Firma Enercon möchte in der zweiten Jahreshälfte 2017 den Genehmigungsvorgang anstoßen und wenn möglich zum Jahresende zum Abschluss bringen. Sollte dies gelingen, so wäre ein Baubeginn im Jahr 2018 möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass Enercon den Zuschlag im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens nach dem EEG-Gesetz erhält. Alle potentiellen Windpark-Bauer müssen sich bei der Bundesnetzagentur um diesen Zuschlag bewerben und erhalten diesen nur, wenn der angebotene Strompreis für die Einspeisung ins öffentliche Netz entsprechend günstig ist.

Die von Enercon vorgestellte Präsentation ist unter diesem Link auf der Internetseite www.windenergie-bingen.de abrufbar.

Anschließend hatten die Besucher Gelegenheit, sich mit ihren Fragen an die Fachleute zu wenden. Die Fragerunde wurde von Rolf Pfeifer von endura kommunal moderiert. Dabei standen unter anderem die Themen der Beeinflussung durch Schall und Schattenwurf nochmals im Mittelpunkt. Heiko Rüppel verdeutlichte, dass die vorliegenden Gutachten die Einhaltung der gesetzlich geforderten Grenzwerte deutlich unterschreiten. Außerdem werden die Gutachten durch eine Nachmessung der tatsächlichen Verhältnisse untermauert sobald der Windpark in Betrieb ist. Sollte sich dabei herausstellen, dass es wider Erwarten doch zu gesetzlich unzulässigen Beeinträchtigungen kommt, muss der Windkraftbetreiber mit entsprechenden Gegenmaßnahmen nachsteuern.

Auf eine Frage nach der Zukunft eines Windparks südlich der Gemeinde bestätigte Raimund Friderichs vom Fürstenhaus Hohenzollern, dass sich sein Unternehmen gegenüber der Gemeinde schriftlich verpflichtet hat, keine diesbezüglichen Aktivitäten durchzuführen, sofern der jetzt geplante Windpark kommt. Bürgermeister Fetzer ergänzte, dass die Gemeinde Bingen genau aus diesem Grund Wert darauf lege, dass im Gemeindeverwaltungsverband Sigmaringen am Flächennutzungsplan Windkraft weitergearbeitet werde. Mit dem Plan weist man Vorranggebiete für Windkraft aus und schließt gleichzeitig die übrigen Flächen für diesen Zweck aus. Momentan gibt es für den Flächennutzungsplan lediglich einen Aufstellungsbeschluss. Zwar könnten hiermit bereits Bauanträge anderer Grundstückseigentümer zurückgestellt werden, aber eben nicht ewig.

Mehrere Fragesteller erkundigten sich nach den Eingriffen im Wald bzw. deren Ausgleich. Jochen Kreidenweiss von der Firma WIND, einem von Enercon beauftragten Projektierer der Anlagen, zeigte die Dimensionen des Eingriffs auf. Pro Windrad müssen ca. 7.000 m² mit rund 300 Festmeter Holz gerodet werden. Nach dem Bau der Windräder werden hiervon wieder 2/3 aufgeforstet. Der Rest bleibt dauerhaft Schotterfläche. Der Eingriff wird 1:1 wieder ausgeglichen. Derzeit ist hierfür eine fürstliche Fläche im Gewann Ruckberg (Hornstein) vorgesehen. Die Kabel zur Ableitung des Stromes legt man unterirdisch bis zur Umspannstation in Laucherthal hinter dem Zollern-Werk.

Die Frage nach den Bedingungen einer Beteiligung an einem Bürgerwindpark konnte noch nicht beantwortet werden. Erst wenn feststeht, welche Rahmenbedingungen für den Windpark gelten (Einspeisevergütung, Anlagenpreis, sonstige Kosten etc.), wird sich die Gemeinde mit dem Thema beschäftigen, so der Bürgermeister. Vorher wäre es nicht verantwortlich, Angebote zu unterbreiten bzw. über eine Beteiligung durch die Gemeinde selbst nachzudenken, da das Risiko noch nicht abschätzbar ist.

Nach zwei Stunden schloss Bürgermeister Jochen Fetzer die Veranstaltung und bedankte sich bei den Besuchern für die rege Teilnahme am Austausch.